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Beitrag vom 15.03.2008
Tina Dico - Count to ten
Silvy Pommerenke
Die Wahl-Londonerin meldet sich mit ihrem vierten Album zurück und schlägt erneut die leisen Töne an. Dabei sind akustische Singer-Songwriter Perlen entstanden, mit viel Gitarre und großen Emotionen
Ihr Debut veröffentlichte sie als 23-Jährige und bereits mit ihrer dritten Scheibe "In the red" von 2006 hat sie für wahre Begeisterungsstürme gesorgt: Dico wurde dafür als "Best Songwriter" gekürt, erhielt die Auszeichnung als "Beste Komposition" beim Danish Music Critics Award, die CD stürmte an die Spitze der dänischen Charts und errang nach nur kurzer Zeit Platinstatus.
Dabei hat sie erstaunlich wenig musikalische Gene von ihren Eltern mit auf den Weg gegeben bekommen. Die Mutter arbeitete als Krankenschwester, der Vater als Schreiner. Wenigstens hat er durch seine umfangreiche Musiksammlung und einem Faible für HiFi ihr den Zugang zur Musik ermöglicht. Während andere Mädchen Tagebuch schrieben, verfasste Tina Dico (eigentlich Dickow) Songtexte und hatte mit Fünfzehn ihre ersten Auftritte. Abgerundet durch einige Lehrjahre an der dänischen Royal Academy Of Music, gründete sie kurzentschlossen ihr eigenes Musiklabel "Finest Grammophone" und brachte ihr Debut "Fuel" 2001 auf dem dänischen Markt heraus, bis sie schließlich auch international Anerkennung fand.
"Count to ten" knüpft dort an, wo sie bei "In the red" aufgehört hat. Allerdings klingt sie deutlich amerikanischer als zuvor und bringt TexMex Elemente mit hinein. (Sehr schön auch nachzusehen auf dem Video-Clip zu "On the run".) Es ist ein Album voller Bewegung, das sich aber auch mit der Suche nach innerer Balance auseinandersetzt. Die letzten Jahre im Musikbizz stellten Dico auf so manche Probe und ihr Ziel ist es "... eine Kombination aus diesem verrückten Job und gewöhnlichem Alltagsleben zu finden. Ein bisschen mehr Bodenständigkeit mit meiner Familie und meinen Freunden, ein schönes Zuhause, ohne das ich den Reiz an meiner Musikkarriere verliere. Das ist eine große Herausforderung."
Anspieltipps: Der Opener und Titelgeber des Albums "Count to ten" geht mit raschem Fingerpicking los, das bald darauf vom Klavier aufgegriffen wird und später auch noch mit Streichern fortgeführt wird. Tolles Arrangement! "Sacre Coeur" ist wunderschön dramatisch aufgebaut und die Stimme der Sängerin klingt sehr fragil, bei dem Wunsch, nach Hause zu ihrem Liebsten zu können. Auch "Craftsmanship and Poetry" ist einer dieser Songs, der sinnbildlich für das ganze Album steht: Tiefsinniger Text, der mit einer wahnsinnig emotionalen Stimme und wundervollem Gitarrenspiel begleitet wird.
Konzerthinweis: 02. April 2008 als Support von Brian Ferry im Berliner Tempodrom und am 16. April 2008 im Quasimodo
Tina Dico im Netz: www.tinadico.de und auf MySpace
Weiterhören: A Fine Frenzy und Sheryl Crow
AVIVA-Tipp: Tina Dico hat erneut ein wunderbares Singer-Songwriter Album aufgenommen, das sich durch die leisen Töne auszeichnet. Wunderbares akustisches Gitarrenspiel wird dabei verbunden mit der sehnsüchtig-tragischen Stimme der Sängerin und stellt sich damit deutlich abseits von Elektro und Booty Shake Image.
Tina Dico
Count to ten
Label: Universal / Island, VÖ Februar 2008